Die Birne einer Klarinette ist mit entscheidend für den Klang und die Ansprache einer Klarinette. Über verschiedene Längen, oder herausziehen der Birne um ein kleines Stück, kann man die Stimmung anpassen.
Bei meiner LeBlanc ist eine 64mm lange Birne aus Grenadill mit Verstärkungsringen dabei. Vermutlich nicht die original Birne dieses Modells, da keine aufgedruckte Bezeichnung vorhanden ist.
Meine Noblet Normandy hat eine originale 66mm Birne, ebenfalls aus Grenadill, ebenfalls mit zwei Ringen.
Da ich weitere verschiedene Längen haben wollte, habe ich mich nach verschiedenen Modellen und Herstellern umgesehen. Und musste feststellen: Birnen können sehr teuer sein… Unter 65€ ist meist nichts zu bekommen, Markenhersteller fangen bei ca. 80-100€ an, eine Birne herstellen lassen kostet ab ca. 120€ aufwärts.
Ich habe dann durch Zufall den pakistanischen Hersteller „Hakam Din“ gefunden. Die Birnen sind sehr günstig! Eine ausgedehnte Recherche im Internet in diversen Foren brachte zwar nicht viele Informationen zutage, aber zumindest gab es auch keinerlei negativen Beschreibungen. Bei den ausgewiesenen Preisen war ich geradezu gezwungen, diesem Hersteller eine Chance zu geben. Ich habe mir also eine fatboy Birne aus Cocobolo (66mm) und eine Grenadill-Birne (65mm) und einen Cocobolo Becher ausgesucht, mein Klarinettenlehrer drei weitere Birnen.
Nach, wie beschrieben, 25 Tagen Lieferzeit kamen die Birnen nun bei mir an.
Der erste Eindruck:
Sauber verarbeitet, klanglich beim ersten Eindruck für mein Empfinden als Laie/Anfänger recht gut.
Die Passgenauigkeit könnte etwas besser sein (die Zapfenaufname ist etwas eng geraten) kann aber nachbearbeitet werden.
Die nächsten Tage wird mein Klarinetten-Lehrer die Birnen einer professionelleren Prüfung unterziehen. Ich bin gespannt auf seine Meinung und werde diese Beschreibung natürlich dementsprechend erweitern.
Nachtrag 07.06.2018
Mittlerweile konnten wir die Birnen über einen längeren Zeitraum etwas genauer testen. Als Erstes: Von der Grenadill 98B bin ich etwas enttäuscht. Nach knapp einer halben Stunde spielen gab es ein leicht knackendes Geräusch und die Birne hatte einen Riss gebildet. Sie saß nicht zu stramm, sondern passte sehr genau und war locker aufzusetzen ohne zu wackeln. Der Riss ist nicht durchgängig und auch optisch nicht sonderlich auffällig, aber sehr ärgerlich.
Alle anderen Birnen erfüllen ihren Zweck bisher sehr gut. Sie sind unterm Strich ordentlich verarbeitet und klingen gut.
Im direkten Vergleich mit zum Beispiel einer 66mm Cocobolo Birne von Backun fällt der Qualitätsunterschied zwischen extrem günstiger Herstellung und Markenprodukt aber natürlich schon auf. Wobei es sich hier aber doch um Unterschiede handelt die für einen Anfänger oder ambitionierten Amateur kaum negativ ins Gewicht fallen dürften. Die günstigen Birnen von Hakam Din sind zwar nicht vergleichbar mit der Oberklasse, bieten aber die Möglichkeit, verschiedene Typen und Formen von Birnen auch einmal in aller Ruhe auszuprobieren.
Ich als Anfänger bin bisher durchaus zufrieden mit den Birnen und spiele insbesondere die Cocobolo Fatboy sehr gerne. Runder Klang, leicht zu blasen, direkte Ansprache.
Achja, der Becher…
Sauber verarbeitet, ja, etwas locker auf dem Zapfen, durchaus, aber noch in Ordnung.
Optisch positiv ansprechend und mal eine Abwechslung zum Einheits-Schwarz der meisten Klarinetten.
Klanglich, ganz ehrlich, kann ich keinen großen Unterschied feststellen zu meinen anderen original Grenadill LeBlanc- oder Noblet-Bechern.
Nachtrag 03.07.2018
Da ich mich bei Instrumenten und Zubehör selten zurückhalten kann, habe ich mir jetzt auch eine gebrauchte Backun Fatboy Birne gegönnt.
Ich war wirklich Neugierig, wie groß der klangliche und spielerische Unterschied zu meinen günstigen Birnen ist.
Kurz gesagt: Ein himmelweiter Unterschied! Der Ansatz, das Anblasen ist leichter, reagiert besser, der Ton ist besser zu kontrollieren, dynamischer, der Klang runder, voller, sauber…!
Meine anderen, fast neuen, günstigen Birnen werden wohl in Zukunft eher selten gespielt und als Ersatz-Birnen oder für meine Zweit-Klarinetten eingesetzt. Die Backun macht einfach zu viel Spaß!
Nachtrag 20.07.2018
Ich hatte bereits Anfang Juni weitere Birnen bei Hakam Din, einem pakistanischen Hersteller, bestellt.
Der Eindruck der Birnen meiner ersten Bestellung war ja im Ganzen so 50/50. Mit einigen Teilen war ich zufrieden, mit anderen absolut nicht.
Dies habe ich bei meiner zweiten Bestellung auch dem Hersteller mitgeteilt. Speziell auf das anreißen einer Birne habe ich Bezug genommen. Anstatt einen Materialfehler anzunehmen (das wahrscheinlichste ist einfach zu kurz gelagertes oder zu schnell getrocknetes Holz) versuchte sich der Hersteller damit zu rechtfertigen, der deutsche Zoll hätte dann wohl bei einer Überprüfung etwas zerstört. Auf den Hinweis der unbeschädigten Umverpackung und den am Anfang optischen guten Zustand der Birne wurde nicht reagiert.
Die Lieferzeit war diesmal auch sehr lang. Am 07.06.2018 bestellt, Lieferzeit laut Angabe 15-25 Tage, war bei der ersten Lieferung auch nach genau 25 Tagen bei mir. Diesmal habe ich nach verstreichen der Zeit mal nachgefragt, wo denn meine Birnen bleiben. Ich bekam als Antwort, diese seien bereits verschickt worden und sollten bald ankommen. Sie kamen dann auch einige Tage später an.
Der Poststempel war übrigens einen Tag nach meiner Nachfrage datiert.
Das hätte etwas besser laufen können. Und vielleicht auch etwas ehrlicher und Kundenfreundlicher. Aber es handelt sich um einen sehr günstigen Hersteller. Abstriche in der B-Note nehme ich damit in Kauf.
Die Qualität des Produktes sollte darunter allerdings nicht leiden.
Leider kann ich die Birnen von Hakam Din aber nur Leuten empfehlen, die handwerklich nicht allzu ungeschickt sind. Trotz Nachfrage nach dem Durchmesser der Zapfenaufnahme (angegeben habe ich 23,7mm) war die Streuung der Weiten bei den erhaltenen Birnen recht groß. Von 23,3 bis 23,5mm war alles dabei. Wirklich gepasst hat wie bei der ersten Lieferung nichts 100%-ig. Auch die generelle Verarbeitung der Innenbohrung lässt noch Luft nach oben. Der Einsatz eines feinen Schleifpapiers ist auch hier zu empfehlen. Die werkseitige Ausführung ist eher als grob zu bezeichnen.
Ich habe mir diesmal folgende Birnen gegönnt:
Die Fatboy, diesmal in einer kürzeren Ausführung, ist wie meine erste Fatboy durchaus passabel. Tut ihren Dienst und klingt gut. Beide musste ich allerdings nachschleifen. Klanglich kommen sie allerdings nicht an meine Backun heran. Da macht sich der Preis- und natürlich der Qualitätsunterschied sehr deutlich bemerkbar.
Als einfache Alternative und zum testen verschiedener Längen aufgrund des guten Preis-/Leistungsverhältnisses aber durchaus zu empfehlen.
Die 98C ist ebenfalls brauchbar und klingt ganz passabel. Eine gute Durchschnittsbirne.
Die 90B und 96B sind allerdings eher weniger geeignet Begeisterungsstürme hervorzurufen.
Beide sind etwas zu schmal gearbeitet und auffällig leicht. Ein bis 1½ Millimeter mehr im Gesamtdurchmesser und sie hätten zum Durchmesser des Klarinettenkorpus gepasst. So wirken sie eher ein wenig „eingelaufen“. Die Passform der Bohrung war bei diesem Birnen übrigens am weitesten von dem bestellten Durchmesser entfernt. Da musste sehr kräftig nachgeschliffen werden. Klanglich etwas dünn. Empfehlen kann ich diese beiden Modelle nicht.
Nachtrag 31.07.2018
Zum Abschluss meiner Einkaufsorgie habe ich nun einen gebrauchten Backun-Becher ergattert. Obwohl der Becher, auch Trichter genannt, allgemein als weniger ausschlaggebend für den Klang einer Klarinette gilt, kann dieses Teil bei entsprechend hoher Qualität dennoch für eine Verbesserung des Gesamtklangs und der Ansprache sorgen.
Der Backun-Becher beweist dies auf eindrucksvolle Weise. Die Ansprache ist tatsächlich einfacher, besonders beim Wechsel in die hohen Lage. Selbst gebraucht war dieser Becher nicht wirklich günstig. Allerdings hat sich jeder Cent gelohnt und ich bin froh, mich nach dem Kauf meiner Backun-Fatboy Birne nun auch für einen passenden Becher entschieden zu haben.